Der Deel ist ein wichtiges Element der traditionellen Bekleidung in der Mongolei. Die Bevölkerung setzt sich zwar aus mehreren ethnischen Gruppen zusammen, dennoch hat sich der Deel recht einheitlich im ganzen großen Land durchgesetzt. Dieser Mantel wurde schon immer von Männern und Frauen getragen.

Der Deel genauer erklärt

Die traditionelle mongolische Bekleidung besteht aus dem Deel, einem Hut, Stiefeln und weiteren Accessoires. Der Deel ist ein sehr traditioneller Mantel, denn es gibt ihn insbesondere in der Mongolei schon seit vielen Hundert Jahren. Man trägt ihn tatsächlich im Sinne eines Mantels über der sonstigen Kleidung. Seine wesentlichen Kennzeichen sind:

Der in der Regel aus Baumwolle, Seide oder Filz hergestellte Mantel besitzt meistens keine Taschen. Am Kragen sowie auf der rechten Seite wird der Deel geknöpft. Der Bus ist eine Leder- oder Stoffschärpe, mit der der Mantel zusammengewickelt ist.

Der Bus dient außerdem zur Befestigung und Mitführung von verschiedenen Dingen des täglichen Bedarfs, zum Beispiel auch Werkzeuge. Diese Schärpe kann vor allem bei den Männern eine Länge von bis zu sieben Metern erreichen. Sie wird stets im Uhrzeigersinn um die Taille gewickelt. Die mongolischen Frauen geben sich mit einer circa drei Meter langen Schärpe zufrieden.

Kunterbuntes Kleidungsstück für jede Jahreszeit

Wenn es draußen etwas wärmer ist, wird eher ein Deel aus Seide oder Baumwolle bevorzugt. Im eiskalten mongolischen Winter ist der mit Pelz gefütterte Deel aus Schafleder zusammengenäht. Auch Ziegen- und Schaffelle sind dafür gern verwendete Materialien. Die Ärmel bestechen oft durch ihre Überlänge. Normalerweise werden sie umgeschlagen, können aber bei Kälte noch die Hände überdecken. Die Deels der Frauen sind oftmals etwas luxuriös zum Beispiel mit Seidenprints dekoriert.

Der Deel gibt Hinweise auf die Ethnie oder den sozialen Stand des Trägers. In ländlichen Gebieten ist er noch immer sehr verbreitet. Dort wird er zusammen mit den Gutul getragen. Das sind die traditionellen mongolischen Stiefel. In den größeren Städten findet man diese traditionelle Kleidung eher selten, dort tragen die meisten Menschen normale westliche Mode.

Ein Mantel mit langer Geschichte

Die traditionelle mongolische Kleidung ist seit langer Zeit aufs Engste mit dem Land, dem Klima und der Lebensart der Menschen verwoben. Dies galt schon für das Reitervolk der Hunnen, die bereits den Deel mit Klappe und Gürtel sowie spitzen Stiefeln trugen.

Zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert bevölkerten die Türken große Gebiete Zentralasiens und verwendeten eine ganz ähnliche Bekleidung mit dem fast einzigen Unterschied, dass sie die andere Seite zuknöpften.

Seit dem 13. Jahrhundert haben die Mongolen ihre Kleidung ausgeschmückt, vielfach die schönere Seide anstatt Leder eingesetzt. Mit der Machtübernahme der Mandschuren über die Mongolen wurde dann der hohe Kragen mit Klappe modern. Vor diesen Zeiten wurde der Deel noch diagonal verschlossen, in dieser Weise machen es die Mönche noch heute.

Mit Beginn des 20. Jahrhundert legten die Frauen mehr Wert auf anspruchsvolle Deels und bereicherten diese sogar mit Juwelen, was zugleich ein Zeichen ihrer sozialen Stellung war. Die Chalcha-Frauen zum Beispiel schmückten ihren Deel gern mit Seide sowie silbernem oder goldenem Brokat. Ihr Schmuck bestand aus Anhängern aus Edelsteinen, Jade, Korallen oder Perlen. Letztere war seinerzeit übrigens der edelste Schmuck gefolgt von Korallen und Silber. Über einer abgeflachten Frisur trugen die Frauen gern einen silbernen Schleier.

Zu welchen Anlässen wird der Deel getragen?

Die kommunistische Revolution brachte es mit sich, dass üppige, hoch dekorierte Kleider verboten wurden. Es ging darum, Reichtum nicht zu zeigen, sondern unter dem Volk „gerecht“ zu verteilen. Gerade die Bekleidung der Frauen wurde nun sehr schlicht und sogar die traditionellen mongolischen Hüte verschwanden zugunsten westlich geprägter Kopfbedeckungen. Zudem war es üblich geworden, dass sich die Frauen sogar ihre Haare abschnitten und es den Männern gleichtaten, die sich von ihren Pferdeschwänzen trennten.

Doch weit draußen auf dem Lande haben sich die Traditionen gut erhalten. Viele Tierzüchter stellen noch immer selbst ihre Deels und Stiefel her und die Frauen erfreuen sich an kräftigen Farben von Grün bis Dunkellila. Die Deels der Männer erscheinen meistens in braunen, blauen und grauen Farben.

Im normalen Alltag werden schlichtere, dunkle Deels getragen, aber im Theater, in der Oper und zu Festlichkeiten dominieren immer stark leuchtende Farben. Sogar in den großen Städten erlebt heute der Deel zum Anlass mongolischer Feste wie das „Tsagaan Sar“ (Neujahr gemäß Lunarkalender beziehungsweise Mondkalender), zum Schulabschluss oder zur Hochzeit seine Renaissance.